Glücklich, wer einen Sohn hat

(Oder zwei oder mehr). Ich bin glücklich, denn ich habe einen Sohn. Ich bin ein Mann und irgendwie bin ich noch sehr an meiner eigenen Identität interessiert, an meinen Wurzeln, an meiner Kindheit und an der Reise zu dem Mann, der ich geworden bin. Der Mann, den ich werden durfte. Meine Söhne geben mir durch ihren Ungehorsam so gute Impulse und Anregungen um nachzudenken. Oder um nachzufühlen.  Darüber bin ich sehr froh. Gerade ist so ein Moment. Ich habe vier Söhne, aber einer von ihnen ist ungehorsam und er hört nicht auf mich. Er ist kein kleines Kind, sonst würde ich vielleicht bewundernd seinen eigenen starken Willen preisen. Er ist 19 Jahre alt und das macht es so schwierig – vor allem für ihn – denn er ist für jede seiner Handlungen verantwortlich. Ein Fehler hat immer Konsequenzen zur Folge. Und seine Taktik, vor Fehlern, bzw. vor den Konsequenzen davon zu laufen macht es nicht einfacher. Das sind harte Lektionen für einen jungen Mann. Aber sie sind unvermeidlich. Dieser Lernprozess muss stattfinden, sonst ist man auf der Straße der Verlierer. Wie schwer man diese Straße verlassen kann, um auf eine ruhige Nebenstraße zu kommen oder auf die Gewinnerstraße, das weiß jeder durchschnittlich gebildete Mensch.

Warum profitiere ich jetzt davon? Erstens sind das Schmerzen, die nur Eltern nachempfinden können, denn sein Kind in die Irre laufen zu sehen und die daraus folgenden Konsequenzen vorherzusehen ist ein Schmerz, als würde man selbst diese Konsequenzen erleiden. Ist dein Kind weit weg und man hat nur eine vage Vorstellung, ist das vergleichsweise harmlos. Das direkte (Mit-)Erleben und die Hilflosigkeit, das Ausgeliefertsein ist kaum zu ertragen. Wut, Trauer, Hilflosigkeit, Angst, Sorge und diese Mixtur willkürlich, ohne erkennbares Muster, wirken pausenlos auf einen ein. Ohne ein Licht am Ende des Tunnels. Zum Glück ist da meine Hoffnung auf meinen Gott, dass er mich und mein Haus erretten wird.

Das ist die Vater-Seite. Es gibt auch eine Kind-Seite, eine Noch-Nicht-Mann-Seite. Gefühle kommen hoch. Diese Gefühle als ich verloren war, die keiner verstehen konnte. Noch nicht einmal ich selbst. Und jetzt sind sie klarer.  Es sind nicht meine Gefühle und trotzdem kenne ich sie und ich kann sie als einstige eigene Gefühle einordnen. Ich habe die Distanz, die mein Sohn nicht hat. Er ist diesen Gefühlen ausgeliefert. Ich weiß, wie diese Gefühle gelindert werden können, wenngleich ich diese Linderung nicht  initiieren kann. Mein Kind ist kein Kind mehr, aber auch noch nicht erwachsen. Ich kann ihn nicht begleiten, wie es ein Freund könnte, der diese Leere, Fülle, Zerrissenheit, Ungewissheit begleiten kann, wie es ein Freund kann. Das ist sehr schmerzlich. Ich bin sein Vater. Das ist nicht gleichwertig.

Ich kann ihm sagen, dass ich ihn verstehe, weil ich ebenso verloren war. Damals. In dieser Zeit, in der ich diese Gefühle hatte. Die Gefühle, die mich überwältigten und ich nicht damit klar kam. Jedoch hatte ich einen Freund und ich war sein Freund. Wir waren beide verloren. Unsere Freundschaft war Trost für jeden von uns. Es gab nur uns keine-Kinder-und-noch-nicht-Männer und es gab die Erwachsenen, die uns nicht sein ließen, die unsere Freiheit beschnitten und wir so blöde waren, dass es ihnen leicht wurde, uns zu beschneiden. Wir hatten keine Chance. Und diese Erkenntnis kam viel zu spät. Viel zu spät.

Mein Freund ist lange tot und ich mache die Erwachsenen dafür verantwortlich und ich mache mich auch verantwortlich.

Und ich sehe uns und ich sehe meinen Sohn. Und ich sehe, wie er sich immer wieder bemüht und immer wieder versagt. Es geht gar nicht anders. S’isch halt so!


Was ist anders? Ich habe meinen Weg bis hierhin geschafft. Unterwegs bin ich älter geworden. Erfahrener. Reifer. Ein Mann eben. Und ich bin Jünger geworden. Meine Begegnung mit Jesus hat mich allen Stolz und allen Eigendünkel überwinden lassen. Natürlich habe ich auch eine Therapie gemacht und die Monate waren sicherlich hilfreich. Die Be- und Aufarbeitung des Ur-Schmerzes, den ich spürte, hat mir wichtige Erkenntnisse gebracht. Aber keine Heilung. Sowieso war es eine Verhaltenstherapie und letzlich ist es ein Herumdoktorn an Symptomen. Kaum einer kann in 3, 6 oder 12 Monaten an den Kern seines Schmerzes kommen. Zudem gibt es nur weltliche Linderung, keine Heilung. Man lernt damit umzugehen und man lernt, zu relativieren. So gut manche Einrichtungen auch sein mögen: Sie können nicht heilen. Sie versprechen noch nicht einmal Heilung, sondern sie bieten empirisch legitimierte Angebote. Arbeitsfähigkeit ist das Ziel – und selbst das wird nicht erreicht.

Jesus verspricht Heilung, Errettung, ewiges Leben. Erlösung. Das Himmelreich. Das Königreich Gottes.

Jesus ist mein HERR und ich bin in seiner Obhut. Er liebt mich und ich liebe ihn. Er ist der Vater und ich bin der Sohn. Ich möchte meinen Vater glücklich machen. Ihn, meinen Schöpfer.


Ob er so glücklich über sein Kind sein kann, mehr als ich glücklich über meine Söhne bin? Ich weiß es, denn mein Glück ist vollkommen, wenn ich ihm nahe bin und mein Glück strömt über, wenn ich meine Söhne sehe.

Gott will auch sie erreichen, denn auch sie sind seine Kinder, die er liebt.

Das ist die Liebe des Vaters!

1 Kommentar zu „Glücklich, wer einen Sohn hat“

  1. Danke mein Geliebter.
    Ich ahnte all das und sehe jetzt klarer. Meine Liebe ist auch da;sie ist sicherer Boden; die Milch;-) und ich habe volles Vertrauen in dich und unsren Vater das unser Sohn an deiner Liebe wächst.Denn das ist was er braucht.Wir alle brauchen den Sohn:-)
    Dei Frau<3

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