Dieses Gefühl, wenn etwas auf einen zukommt und man sich nicht von der Angst oder der Sorge vor dem Ungewissen übermannen lassen will, weil man doch noch gar nicht weiß, wie es genau kommt, nenne ich das „While-my-guitar-gently-weeps“-Gefühl. Vielleicht kennt ihr den Song von den Beatles und die Stimmung, die er ausdrückt. Wenn nicht, hört ihn euch an. Es ist eines der Meisterwerke der Pop-Geschichte und nebenbei einer meiner Lieblingssongs.
„Jetzt ist schon wieder was passiert.“ Ein Satz aus den Büchern von Brenner, mit dem er die tragisch-komischen und absurden Geschichten – von Josef Hader im Film wunderbar interpretiert – einleitet. Auch so ein Gefühl, bei dem man aus Unsicherheit lacht, obwohl man weinen möchte und ein „While-my-guitar-gently-weeps“-Gefühl: Der Held bleibt stoisch bei seiner Strategie des Ausblendens der Realität, weil erstens unbeinflussbar und zweitens unvollendete Realität. Erkenne, ob du etwas ändern kannst. Wenn ja, entscheide, ob du es ändern willst. Wenn nein, ergib dich. Beginne die Prüfung und beobachte die Veränderung in deiner Umwelt. Greife nicht ein. Halte deine Gefühle davon ab, sich zu involvieren. Nimm den Song und summ seine Melodie. Fixiere keinen Punkt in der Ferne. Es passiert. Es entwickelt sich. Manche Dinge geschehen einfach. Die meisten Dinge geschehen sowieso ohne mich. Auch eine Traurigkeit ist legitim. Sie begleitet solche Situationen. Logischerweise oder typischerweise ist diese Traurigkeit ehrlicher oder wahrhaftiger als eine Fröhlichkeit. Jedenfalls in so einer Situation. Obwohl….
I look at you all see the love there that’s sleeping
While my guitar gently weeps
I look at the floor and I see it needs sweeping
Still my guitar gently weeps
I don’t know why nobody told you
How to unfold your love
I don’t know how someone controlled you
They bought and sold you
I look at the world and I notice it’s turning
While my guitar gently weeps
With every mistake we must surely be learning
Still my guitar gently weeps
I don’t know how you were diverted
You were perverted too
I don’t know how you were inverted
No one alerted you
I look at you all see the love there that’s sleeping
While my guitar gently weeps
Look at you all…
Still my guitar gently weeps
George Harrison 1969
Mitgefühl, ja. Mehr nicht. Manchmal muss man beim Sterben von etwas einfach nur zuschauen. Schauen, wie sich alles entwickelt. Auf jeden Fall ist Verzweiflung unangebracht. Panik ist unangebracht. Zorn ja. Wut nein. Zu viele unkontrollierte Gefühle. Es ist nicht Kälte. Es ist etwas anderes. Nicht perfekt. Nichts, mit dem ich angebe. Aber der Song drückt es so gut aus. Sie die Liebe da, sie schläft. Trauer darüber, dass sie nicht fließt. Darum auch keine Fröhlichkeit. Aber hinschauen. Auf keinen Fall abwenden, wegschauen. Sieh dir das Ganze an und dann siehst du, was du mitempfindest. Ja, der Boden muss gefegt werden. Du bist dabei, wenn es passiert und verpasst nicht den Augenblick, wenn etwas Neues beginnt. Niemand hat dir erzählt, wie du deine Liebe entfaltest. Nur so können sie dich kontrollieren. Du wurdest gekauft und dann verkauft.
Du schaust die Welt und bemerkst, dass sie sich dreht. Mit jedem Fehler müssen wir lernen. Doch wir wurden abgelenkt und verdreht. (Aber meine Gitarre weint mit Sanftmut)
Spiel deine Gitarre, singe dein Lied und sieh, wie die Welt explodiert. Du wirst es nicht ändern, also hör auf mit der Betroffenheitsnummer.
Jesus hing an diesem Kreuz und nahm die ganze Scheiße der Welt auf sich und weil er Mensch war und Gott, sah er in seinen letzten Stunden, dass die Welt verloren ist und trotzdem gab er dir und mir den Schlüssel, diese Scheiße zu ertragen. Dein Glaube läßt dich alles ertragen. Die letzten Augenblicke kannst du bei ihm sein. Ein IS Killer, ein Kind vielleicht, steht hinter dir und hält dir eine Walther an den Hinterkopf. Liebe ist da ganz weit weg. Aber du summst dieses Lied.
Jesus ist dieses Lied das dir hilft, über den ungefegtem Boden hinwegzusehen und über die Lieblosigkeit dieser Welt.
Seid nicht bekümmert; denn die Freude am HERRN ist eure Stärke.
Nehemia 8,10