Kontrollfreak

Warum ist es gewaltiger, erschreckender oder furchteinflößender, eine Frau zu lieben, als einen Berg zu erklettern oder den Ozean in einem kleinen Boot zu durchsegeln? Von einem Berg kann man abstürzen und seinen Körper zertrümmern. Im Ozean kann man untergehen und ertrinken. Aber als Mann kann man beides bezwingen. Tot oder lebendig bist du immer noch ein Mann. Eine Frau kann dir jedoch mit einem Wort deine Männlichkeit nehmen und dich zu einem Kind degradieren. Vielleicht wollen wir deshalb immer alles kontrollieren. Vielleicht wollen wir uns deshalb gegenseitig kontrollieren. Beziehungen fühlen sich manchmal so an, als ob wir einerseits die intimste Intimität wünschen und anderseits uns gleichzeitig losreißen und befreien  müssen.

Jedoch die Liebe, sie kontrolliert nicht, denn sie ist das ultimative Risiko. Wir müssen hoffen, dass die Person, die wir lieben und der wir unser Herz schenken, dieses Herz nicht zerbricht. Zudem müssen wir vergeben wollen und hoffen, dass uns vergeben wird.
In richtigen Liebesgeschichten gibt es keine Diktatoren, es gibt Mitwirkende, Teilnehmer, Liebende. Liebe wandelt sich immerzu, ist kompliziert, ist eine Erzählung, die ihr eigenes Abenteuer erzählt, das dir die ganze Welt anbietet, aber keine Garantien bereithält.

Wenn du einen Berg erklimmst oder einen Ozean durchsegelst, wirst du dafür belohnt, dass du die Kontrolle hattest. Weil du die Kontrolle hattest.

Vielleicht ist das der Grund dafür, dass Intimität so beängstigend sein kann: Es ist die Sache, nach der wir uns am meisten sehnen und für die wir die Kontrolle aufgeben müssen, um sie zu bekommen.

Und mit Jesus? Sind wir das noch viel weniger auf Garantien angewiesen? Wir können uns so sicher wie nirgends fühlen, müssen nichts tun, außer selbst zu lieben, denn wir bekommen seine Liebe aus Gnade heraus.  Es ist die Hingabe, die wir auch in unseren Beziehungen üben müssen. Uns auf nichts verlassen und auf alles hoffend. Come as you are.

Die ganze Bibel weist auf die Vaterschaft Gottes als die Regel für unser Verhalten gegenüber unseren Kindern hin. Denkt mal nur an das Vaterunser, der uns beten lässt, „Vater unser …“ und an die Lehre Jesu in Matthäus (7:11), „So nun ihr, die ihr doch arg seid, dennoch euren Kindern gute Gaben geben, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten?“. Die Liebe des Vaters im Himmel ist vielleicht noch am ehesten vergleichbar mit der Liebe der Eltern für ihre Kinder.

Für uns ist erstens eine Übung um unsere Natur des Kontrollierens anzuschauen und zweitens eine Übung des Hingebens. Enttäuschungen können wir nicht verhindern. Es ist diese große Angst, sich zurückgewiesen zu fühlen. Aber nur durch Aufgabe und Hingabe erhalten wir unsere „Belohnung“. In unseren Beziehungen wachsen wir, wenn wir diese Übungen beherzigen und das jeden Tag aufs Neue. Nehmen wir diese Übungen als Chancen wahr. Geben wir die Kontrolle auf und wir werden erwachsener und Jesus ähnlicher. Jesus möchte keine ängstlichen Liebhaber, sondern ganze Männer, die ein Risiko eingehen, in ein Abenteuer eintauchen, dessen Ausgang sie nicht bestimmen wollen.

Es ist die Gnade, die uns zuteil wird, wenn wir unser Vertrauen auf unseren Herrn setzen und uns ihm und unseren Geliebten einfach übergeben.