Shaba Killion geht auf Sendung. Er möchte das Wort Gottes noch weiter verbreiten. Radio ist immer noch ein sehr wichtiges Medium in Afrika. Es kann auch mit batteriebetriebenen Radios während der regelmässigen Stromausfälle empfangen werden. Als mir Shaba vor über einem Jahr davon erzählte, war ich sofort begeistert. Ich stellte mir vor, wie er seine Gottesdienste live übertragen würde. Dass dazu allerdings eine ganz andere Technik benötigt würde, nämlich Übertragungswagen und so weiter, war mir nicht gleich bewusst. Jedenfalls hatte ich den Ruf, ihm einen Radiosender, einen FM-Transmitter zu besorgen. Ich suchte im Internet und stellte fest, dass man im Internet relativ wenig über das Betreiben von Radios findet und die kleine Community sich auch nicht offen darstellt, da sie unter sich ist, und wohl auch sehr speziell ist.
Ich suchte nach diesen Transmittern und stellte fest, dass die Preise, selbst bei mobilen Stationen, bei ca. 1000€ beginnen, und wenn man eine bestimmte Leistung haben will, geht es bis in sechsstellige Bereiche. Ich stieß dann auf Eurobroadcast, eine Firma im Internet, die in Andorra registriert ist. Dort fand ich auch Sender, die ich mir theoretisch leisten können wollte.
Shaba erklärte mir, dass sie mindestens 500W, eher 1000W Leistung benötigen würden, um bis in die Hauptstadt senden zu können. Das stellte mich vor gewisse Probleme, denn das Budget, das ich mir vorstellte, würde mit diesen leistungsstarken Senden überschritten. Trotzdem wollte ich mich darum kümmern und fand schließlich einen 650W Sender, mit dem man 40 bis 50 km weit senden könnte. Unter Umständen kommt er bis in die Hauptstadt Lilongwe. Dies hängt vom Standort der Antenne ab.
Ich hörte die Stimme Gottes, die mir sagte, mach es einfach. Manche Dinge geschehen aber nicht einfach. Man muss etwas nachhelfen. Man muss Gottes Willen auch umsetzen. Ich war sehr froh, dass meine Frau mich darin unterstützte. Schließlich sind das ein paar Euro, zumindest ein halber Urlaub. Und das wollte ich mir leisten? Sie wollte es auch. Sie hat mich positiv geschockt. Ich musste nicht argumentieren, betteln, flehen. Es war einfach ein Wunsch, den sie mir erfüllte. Mir? Oder Shaba? Oder Gott? Ich hatte Vertrauen, aber dass sie es auch hatte, erfreute mich. Und das Ganze war nicht ohne Risiko. Aber Gott sagte mir auch da, mach es!
Gesagt, getan. Ich bestellte den Warner RF FMT-600. Das Geld war auf dem Konto von Eurobroadcast. Ich konnte – ausser auf Alibaba – nichts finden, das annähernd bezahlbar war.
Der Radiosender war also bestellt. Das Geld war überwiesen, und jetzt begann das Warten. Keine Bestellbestätigung, gar nichts. Ein wenig nervös war ich schon. Schließlich sind 1.850€ nicht gerade wenig. Auf Emails wurde auch nicht geantwortet, jedenfalls nicht auf Emails, die ich an die offizielle Emailadresse der Webseite schrieb. Mein Vertrauen mischte sich mit einer Art Furcht, einen Fehler begangen zu haben. Warum kam da nichts? Nach zwei Wochen erreichte ich über eine Telefonnummer aber immerhin eine Frau, Luz, die mich beruhigte, alles wäre ganz easy. Ich solle mich noch etwas gedulden.
Dann kam eine Versandbenachrichtigung von UPS und ich war richtig erleichtert. Die Ankunft im Lilongwe war also nicht mehr lange hin. Es wurde über Südafrika geleitet, wie ich aus den Trackingdaten erfuhr.
In unserer Gemeindeapp Communio habe ich das Projekt Malawi-Radio vorgestellt und um Spenden gebeten, bzw. darum, sich von Dingen zu trennen, die ich dann bei E-Bay verkaufen könnte. Meine Freude war groß, als sich einige Schwestern bereiterklärten, für dieses Projekt zu spenden. An dieser Stelle auch noch einmal ausdrücklichen Dank. Jetzt habe ich einen Autokindersitz, ein Reisebett, eine Reiseschreibmaschine, ein Krugservice, einen Mantel und eine Gitarre eingestellt. Neben den Sachspenden bekam ich auch noch ein paar Geldspenden, Ich bekomme auch Anfragen, aber bis auf eine Gitarre konnte ich noch nichts verkaufen. Das Geld für die Gitarre habe ich aber gleich in einen Rollstuhl umgesetzt, den ich jetzt nach Malawi schicken will. Da ist so eine ältere Frau, die einen Rollstuhl braucht. Und ich brauche jetzt Geld, um den Rollstuhl zu verschicken.
Ich benötige jetzt eine Verpackung, um das Paket trotz einem Gewicht unter 20kg günstig versenden zu können. Bis jetzt wäre es ökonomischer, direkt aus China 50 Rollstühle zu versenden, als meinen Rollstuhl nach Afrika. Im günstigsten Fall zahle ich 130€, wenn ich bestimmte Längen einhalten kann. Wenn nicht, kostet der Transport zwischen 600 und 1200€. Schon krass. Ich überlege, den Rollstuhl teilweise auseinander zu nehmen. An manchen Aufgaben wächst man bekanntlich.
Inzwischen ist der Transmitter in Malawi angekommen, nach den Tagen des Wartens, dachte ich: „Jetzt klappt es endlich!“ Dachte ich. Doch nun kam der Zoll ins Spiel. Die offizielle Einfuhrgebühr beträgt in Malawi stolze 32%, was bei unserem Transmitter rechnerisch fast 600€ sind. Shaba bat mich, etwas zu schreiben, um es als Spende deklarieren zu können, was die Zollgebühr senken könnte. Dies hätte er von einem Zollbeamten gesagt bekommen. Also schrieb ich einen Brief, der den Transmitter als Spende für Christ Of Nations Church und Shaba Killion erklärte.
Leider ist es oft so, dass der eine Zollbeamte etwas sagt und möchte, als der andere. Malawi ist zudem ein Land, das eines der höchsten Raten der Korruption hat. Vermutlich brauchen die Zollbeamten, oder Clearing Officers, wie Shaba sie bezeichnet, eine Motivationshilfe. Motivationshilfen oder Bestechungsgeschenke für ihre außerordentlich wichtige Arbeit. Aber als Christen sollten wir dies nicht unterstützen. Andererseits war Matthäus auch ein Steuereintreiber. Ob er so korrekt war, bevor er Jesus kennenlernte?
Ich sendete Shaba 300€, damit er den reduzierten Zoll bezahlen könnte. Ich wollte, dass diese Geschichte ein Sof Tov bekommt, ein Happy End. Allerdings ist nichts einfach, wenn Leute glauben, man hat Geld. Wie kann man sie überzeugen? Ich weiß es nicht. Aber Shaba kennt sich in Malawi aus. Es ist halt nicht Deutschland. Sage ich mir. Sagt er mir. Heute warten wir immer noch. Es ist Anfang Oktober. Es ist einfach ein langwierigeres Projekt. Einfach war gestern.
In der Zwischenzeit schickt Shaba mir Bilder.
Hier Bilder von der Radiostation, von der aus er senden wird.
Aber auch von Kasungu, wo der Bau der Kirche vorangeht, von seiner Gemeinde. Neulich rief er mich an und zeigte mir auf Telegram Video, was sonst noch alles gemacht wird. 200 Bananenbäume hat er gepflanzt. Guavenbäume. Irische Kartoffeln will er anpflanzen.
50000 Ziegel hat er gebrannt und baut einen neuen Brennofen, mit dem er weitere brennt. Es muss noch gebaut werden: ein Krankenhaus, eine Schule, Gästehäuser. Malawi ist ein schönes Land. Es wird noch vieles geschehen. Es liegt Segen auf Shaba und seiner Gemeinde. Gott alleine weiß, was daraus wird. Gott weiß auch, wann ich einmal nach Malawi komme. Shaba hat mich eingeladen. Nächstes Jahr Jeruschalaim. Vielleicht danach? So Gott will.