Ich bin bei euch alle Tage

Ich könnte heulen. Ich könnte schreien. Ich könnte wütend sein. Ich könnte traurig sein. Aber ich tu es nicht und ich bin es nicht.

Es gibt so viel Ungerechtigkeit. Es gibt so viele Dinge, die voll krank sind. Es gibt die Bosheit mitten in dieser Welt. So viele Menschen, die verloren sind. So viele Menschen, die Satan dienen und es vermutlich gar nicht wissen.

Ich möchte mich nicht auf das Offensichtliche beziehen. Das ist nur noch krank. Auch die Menschen, die dabei nicht an die Opfer denken, sondern die Gewalt relativieren und die Ursachen ignorieren, sind unerträglich. Aber auch das ist so offensichtlich. Die Politiker, die wegschauen, die so beschäftigt damit sind, unser Land zu verschachern und sich nicht mehr (oder noch nie?) um die Menschen in ihrem Land kümmern. So offensichtlich.


Brot und Spiele. Ganz miese Inszenierung der Wirklichkeit. Die Leute verrecken mitten unter uns. Die Leute verrecken in der Ukraine und in Syrien und im Irak. Keiner, der sich um die Opfer schert. Wir werden so mit Krisenbildern und Krisennachrichten zugemüllt, dass viele einfach nicht mehr hinschauen. Ganze Arbeit, Satan.

Ganz nah. Daniel stirbt. 42 Jahre jung. Drogensüchtig. Prekäre Lebensumstände. Abgeschrieben. Warum? Keine Empathie. Zu viele Krisen im eigenen Hirn. Zu sehr damit beschäftigt, das eigene Leben hinzukriegen. Zu sehr damit beschäftigt, den eigenen Lebensstandard zu verteidigen. Weil alle nur dein Geld wollen. Dein Leben aussaugen. Wenn du nicht aufpasst, landest du auch da, wo Daniel nie sein wollte. Deine Strategie ist besser. Du hast dich im Griff. An der kurzen Leine. Ja nichts verrutschen lassen. Immer wachsam bleiben.


An der Spitze der Nahrungskette bleiben. Nach oben streben. Nach unten treten. Sonst droht die Abwärtsspirale. Oh, wie sie uns im Griff haben. Wir sind Roboter. Nichts anderes.


Schön aussehen. Der Käfig ist Täuschung. Aber die Blüte ist auch Täuschung. Denn sie blüht nur für den Moment. Ein paar Tage und dann vergeht es, das pralle Leben.

Wir haben Daniel gesehen. 

Wir hätten mehr Zeit haben müssen. Daniel hätte mehr Zeit haben müssen. Ich habe ihn gesehen, seine Traurigkeit, seine Verlorenheit. Er hatte eine Mauer gebaut, um sich zu schützen. Wir haben nicht versucht, diese Mauer zu überwinden. Er hatte seine Würde, auch wenn ihm niemand diese Würde zugestand.

Ich hätte mehr für ihn beten können. Aber so gut kannte ich ihn nicht. Aber unsere Freunde vom Bahnhof kannten ihn. Jetzt ist Traurigkeit. Vielleicht fragt sich mancher, wer wohl der Nächste ist. Bin ich es Herr?

Wie wäre sein Leben verlaufen, wenn er sich unserem Herrn zugewandt hätte? Sicher, er hätte trotzdem die gleiche prekäre Situation gehabt. Aber er hätte – und da bin ich sicher – mehr und mehr die Gegenwart unseres Heiland spüren können.Es ist nicht so, dass wir plötzlich nicht mehr drogensüchtig sind. Wir sind keine Maschinen, bei der man einfach einen Schalter umlegt. Natürlich sind wir noch süchtig. Wir sind noch gewalttätig. Wir sind noch egoistisch. Aber wir kennen jetzt den Weg heraus. Und wir haben Hoffnung. Morgens aufstehen und Jesus und den Heiligen Geist bitten, dass sie uns führen mögen. Wir müssen uns verleugnen und nicht denken, dass wir jetzt einfach weiter unser Leben leben und nach kurzer Zeit ist der Frust wieder genauso groß. Es ist ein Weg heraus aus dem Elend. Und wenn wir ihn ständig bitten uns zu begleiten, wird er das tun. Er wird uns nicht unser Leben abnehmen. Er hat einen Plan für uns. Für jeden von uns. Finde ihn heraus.

Er sagte zu uns: Kommt her, alle, die ihr mühselig und beladen seid. Er sagte, er sei das lebendige Wasser. Er sagte, ich bin bei euch alle Tage.

Ein irdischer Vater, der dich liebt, so wie du bist. Das wäre schön. Doch wir sind Menschen, wir machen Fehler. Ein Vater macht Fehler. Jeder macht Fehler. Wir laden Schuld auf uns. Jeden Tag. Jede Stunde. Jeden Augenblick. Das hat Jesus uns gelehrt. Es ist aber kein Schuldkult, wie manche uns glauben machen wollen. Es ist die reine Erkenntnis, dass wir ohne den Vater verloren sind und sterben müssen. Das ist die Sünde, die allgegenwärtig ist. Das ist die Ursünde. Wir sind nicht bereit für den Vater und brauchen ihn doch so sehr. Wir sind nicht bereit für den Vater, weil wir gelernt haben, dass wir unser Leben leben müssen und bestimmen müssen oder von anderen bestimmt werden müssen, weil wir nicht gut sind. Oder wir sind so gut, dass wir glauben, wir brauchen den Vater nicht.

Darum gehen wir aus dem Elternhaus im Streit. Wir werden verstoßen. Wir verstoßen. Wir sehnen uns unser ganzes Leben nach diesem Verschmelzen. Nach der Urgeborgenheit. Das versuchen wir alle auf unterschiedliche Weisen. Es funktioniert nur meistens nicht. Erst, wenn wir von Jesus erfahren und ihm unser Versagen und unsere Schuld bringen und ihn als unseren Heiland und Retter annehmen, dann können wir aus dem Kreislauf ausbrechen.

Man kann heraus aus diesem Elend, in das wir uns hineingebracht haben. Unsere Schuld kann noch so groß sein. Unsere Angst, sich hinzugeben ist so groß, und doch müssen wir diese Angst überwinden. Glauben, dass Jesus in diese Welt kam, um unsere Schuld zu tilgen. Ganz einfach so. Deine Schuld ist dir vergeben. Ohne großes Blabla, ohne Rituale. Einfach zu ihm kommen und sagen, dass man verkackt hat. Das ist die Story vom verlorenen Sohn. Wenn man ganz unten ist, und es keine Hoffnung gibt.

Dann kann man zu Jesus kommen und sagen: „Rette du mich.“

Er ist der Einzige, der dich kennt, noch bevor du ihn kanntest. Er bringt dich zurück zum Vater. Der strenge Vater, der liebende Vater. Er verzeiht dir alles, so wie keiner dir verzeihen kann. Alles, was du tun musst, ist zu glauben. Er ist bei uns alle Tage.

Wer’s glaubt wird selig. So einfach. Und dann wird dein Reich kommen und wir werden leben. Für ewig.

Amen.