Das Recht auf Versagen

Ich geb zu, der Titel ist provozierend. Im Englischen würde das eleganter klingen: the right to failure. Wir tun, weil wir sind, wir werden, weil wir sind. Wir sind dazu bestimmt, uns zu entwickeln. Unsere Gaben, die Samen, die in uns gepflanzt sind, sollen zur Ehre Gottes erblühen und irgendwann Früchte bringen. Im Garten des Lebens soll alles erblühen und Früchte tragen. Doch immer geht es auch um uns. Der Garten, der Acker ist eine Sache. Hier ist jemand, der möchte im Herbst ernten. Alles hat sich prächtig entwickelt und jetzt kann geerntet werden. Ciao Kumpel Kartoffel. War nett. Der Boden war gut zu uns, wir haben uns prächtig entwickelt, aber jetzt sind wir fertig. Irgendjemand wird uns verspeisen. Ich hoffe, wir verschaffen noch eine letzte Freude beim Essen. Wie gut wir doch schmecken. Danke, lieber Schöpfer. Oder die Blume. Danke, dass ich so lange blühen durfte. Den Bienen ein Spender des Nektars zu sein, dem Auge des Menschen eine Wonne bei meinem Anblick. Es war so schön und jetzt … vorbei? … war das alles schon mein Leben?
Wo bin ich in meinem Sein?

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Hier war jetzt eine mittellange Pause. Nachdenken. In den Raum blicken.
Stille. Lass mich einsinken. Ich. Ich. Ich.
Es ist Herbst. Mein Leben liegt vor dir. Wenn jetzt die Ernte ist. Wie betrachtest du mich jetzt? Wirst du mich verwerfen? Eine Kartoffel, viel zu klein, viel zu hässlich, um auf deinem Teller zu landen. Es ist immer noch Herbst. Ich will keine Kartoffel sein. Eine Blume. Wie viele Bienen konnte ich nähren? Wie viele Betrachter erfreuen? Ich war einfach nur da. Mein Duft war zu schwach. Vielleicht. Ich stand im Schatten. Vielleicht. Wurde niedergetrampelt. Wieder versagt. Der Sommer vorbei. Es ist Herbst.
Herr, ich bringe mich vor dich. Verwirf mich nicht. Ich erkenne dich an als meinen persönlichen Retter. Mein Leben liegt vor dir. Und klar habe ich versagt. Und ich werde weiter versagen. Alleine werde ich immer versagen. Auch wenn ich im Gesetz leben würde, könnte ich nicht anders, als versagen. Weil ich allein bin, ohne dich. Bist du bei mir, dann ist alles anders. Es gibt kein ich. Ich. Ich. Es gibt ein wir. Mein Versagen wäre unser Versagen. Und das würde gar nicht gehen. Denn du bist perfekt, weil du bist Gott. Und du bist bei mir.
Was ist aber jetzt mit dem Recht auf Versagen? Lassen wir einmal die Kartoffel und die Blume beiseite. Ich, du, wir alle sind nach dem Ebenbild des Schöpfers geschaffen. Wir sind getrennt von Gott, durch unseren Willen. Wir sind fehlbar und leben in einer fehlerbehafteten Welt. Allein der Glaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes kann diese Trennung überwinden. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Eigentlich ist es kein Recht auf Versagen, sondern eine Pflicht. Wir sind so unfrei und können gar nicht anders, als vor Gott zu versagen. Erst, wenn wir….
Ja, und das müssen wir herausfinden.