Väter und Söhne

Die letzte Woche war sehr ereignisreich. Gleich zwei Vater-Sohn Erfahrungen. Zuletzt unsere traditionelle Wohnmobiltour mit meinem Freund Uli und dessen Sohn Joseph und meinem Sohn Michail. 48 Stunden Männer unter sich. Als Fazit könnte ich sagen, es war stressfrei. Tiefenentspannung. Nur schön.IMG_4655

Mittwoch abend los, Übernachten am Hohlen Felsen in Schelklingen. Spaghetti Bolognese mit Sherry und Maggi. Bier und Rummy und Mau-Mau. Schlafen um halb zwei Uhr früh. Frühstücken, dann zur Heuneburg. Kalt und windig. Umrundung, Grabhügel bestiegen, dann weiter ins Donautal. Thieringen. Essen im Gutshof. Kleine Wanderung zum Rabenfelsen. Aufstieg, Abstieg. Übernachtung in Hausen im Tal. Der schönere Parkplatz. Zwei, drei ode vier Bier und drei Whisky, vegane Manner Kekse, Rummy, Uno, Zwanzig ab. Schlafen um elf. Frühstücken. Kein Kanu in Hausen. Der Besitzer beruft sich auf irgendwelche Vorschriften. Was nicht stimmte. Dumme Menschen gibt es überall. Deshalb Kanu in Thieringen. Fahrt auf der Donau bis Sigmaringen. Drei Wehre. Schönstes Wetter. Mit meinem Sohn im Boot. Ich bin der Steuermann. Die Donau ist an einigen Stellen ganz schön tückisch. Am Ende, nach dem dritten Wehr einfach nur treiben lassen und ganz entspannt in Sigmaringen anlegen. Mit dem Sammeltaxi zurück nach Thieringen. Wir entscheiden uns, nicht mehr zu kochen, sondern zuhause essen zu gehen. Mit dem Wohnmobil also zurück nach Herrenberg.

Womo0011Uli ist mein Freund, aber er ist kein Nachfolger Jesu. Schon irgendwie Christ, aber wenn, dann sehr, sehr liberal. Ein kurzes Gespräch über den Tod, über das ewige Leben, über die Seele. Ob alle Menschen eine Seele haben. Wie soll man beim Aufstieg auf den Rabenfelsen einen Menschen, selbst wenn eine tiefe Symphatie besteht, den Glauben an Jesus, an Gott vermitteln? Zumal diese Nachfragen eher nicht ernst gemeint sind. Eine ernste Auseinandersetzung würde bedeuten, dass wirkliches Interesse besteht, sein Leben zu ändern, sein Leben Jesus übergeben zu wollen. Doch das sehe ich nicht. Uli ist älter, erfahrener, erfolgreicher vielleicht. Gesünder? Vielleicht. Was ist überhaupt Gesundheit? Muss ich mit 55 Jahren, auf die 60 zugehend gesund sein? Wieviel Aufwand muss ich betreiben, um gesund zu werden oder zu bleiben? Ist dieser Körper nicht vielleicht nur ein Vehikel, eine Hülle? Zugegeben, eine wichtige Hülle, mit der ich mit der Außenwelt in Kontakt trete, Gottes Schöpfung wahrnehmen kann. Doch ist dies mein Lebenssinn, meinen Körper so lange es geht am Leben zu halten, um …. was eigentlich? Der Körper ist kein Selbstzweck. Genausowenig, wie meine Gedanken oder meine Gefühle Selbstzweck sind. Dieser Körper ist dazu geschaffen, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten. Gott hat uns diesen Körper, sein Ebenbild geschaffen, damit wir mit der Welt und bestimmt auch mit anderen Menschen in Kontakt treten. Damit wir diese Welt beleben und bereichern. Damit wir Familien gründen. Damit wir andere Menschen lieben, so wie Jesus uns dies gelehrt hat. Damit wir unsere Aufgabe finden. Dies kann aber nicht darin bestehen, fünfhundert Marathonläufe zu laufen und 10.000 mal darauf zu trainieren. So sehr seinen Körper zu trainieren, ihn zu spüren, vielleicht um überhaupt ins Spüren zu kommen. Uli ist ein sehr körperbezogener Mensch. Ja, er läuft mindestens fünf Mal die Woche. Eher mehr. Sein Tag ist durchstrukturiert. Es gibt keinen Müßiggang. Immer aktiv sein.

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Ich sehe das etwas anders. Ich laufe auch mal gerne nach der Arbeit. Dabei danke ich Gott dafür, dass ich immer noch gesund bin. Ich laufe aber auch für einen kleinen Endorphin-Kick, den ich mir durchs Laufen erarbeite. Ein tolles Gefühl. Sicher. Ich freue mich, wenn ich eine Stunde durch den Schönbuch laufe, oder eine Runde über die Felder nach Gültstein. Ein gesunder Körper ist schon ein Geschenk. Danke Jesus, dass ich einen gesunden Körper habe. Aber danke auch Jesus, dass ich zu dir beten kann, mit dir sprechen kann, denn du bist bei mir. Du sprichst mit mir. Ganz leise. Ich weiß es, obwohl ich nicht viel hören muss, denn du sagst mir nur etwas, wenn ich etwas falsch mache. Ich muss nicht immer so viel Alkohol trinken. Ich muss keine Drogen nehmen. Ich muss nicht schlecht über andere Menschen denken. Ich spüre deine Liebe. Ich weiß, du sagst mir auch, wenn ich etwas tun muss für dich. Für das Königreich. Wir arbeiten daran. Gemeinsam. Ich lasse mich leiten und du hilfst mir immer. Du bist bei mir und darum weiß ich, dass ich dich langweilen würde, wenn ich unnütze Dinge tun würde. Zu viel zu laufen ist für mich unnütze. Du willst andere Dinge. Jesus war kein Marathon-Läufer. Paulus vielleicht, aber er wurde ein Verkünder. Ein Mann Gottes.

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Jesus ist nicht unsere gemeinsame Basis. Aber ich liebe Uli wie einen Bruder und bete für ihn, dass er Jesus kennenlernen will. Diesen Jesus, der nicht Mitglied irgendeiner Kirche ist, sondern der möchte, dass wir ihm nachfolgen. Diesen Jesus möchte ich ihm zeigen und wünsche mir, dass er sich nach ihm sehnt. Weltliche Gespräche bringen keine Lösungen. Sie helfen niemandem.

Die Zeit ist noch nicht reif. Aber ewig können wir nicht warten. Der Vater sehnt sich nach dem Sohn. Wir brauchen Jesus, damit wir zum Vater kommen und damit wir ewig leben.

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Das Wochenende davor. Letztes Wochenende: Hallelujah! Zehn Väter mit ihren Söhnen. Zehn Väter, die ihre Söhne zu einer Initiation mitnehmen, die ihre Beziehung noch einmal vertiefen wird, die ihre Beziehung vielleicht heilen wird. Es gab bestimmt viele Gründe, warum wir alle mit unseren Söhnen nach Schönwald bei Triberg gefahren sind. Der schönste Grund für mich war mein Sohn Michail, der an der Schwelle zum Mann-werden steht, mit seinen 13 Jahren. Der so geistreich ist, der so noch Kind und schon fast ein Mann ist und der schon bald sein Leben leben wird, in dem ich nicht mehr viel vorkommen werde.

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Dieser Gedanke bringt mich zu mir, denn ich bin ein Mann. Ich bin ein Vater und ich habe vier Söhne. Ich bin durch meine Söhne zu dem Mann geworden, der ich bin. Ich hätte auch Töchter haben können, aber ich glaube, dass ich ein anderer Mann geworden wäre. Ich wäre auch ein stolzer Vater geworden. Ich hätte auch meinen Töchtern mein Leben hingegeben. Aber Töchter haben andere Aufgaben und ich hätte meine Töchter nicht zu Männern machen können und wollen. Ich habe Söhne und ich wollte immer, dass meine Söhne zu Männern werden, die sich in meinem Alter im Spiegel anschauen und die einen Mann Gottes sehen. Nicht einen eitlen Geck. Keinen selbstbezogenen Mann, der nur sich selbst sieht, der keinen Standpunkt vertritt, der von Meinungen anderer über sich selbst abhängig ist. Der die Liebe einer Frau mehr braucht, als die Liebe Gottes.

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Michail wusste von gar nichts. Ich habe ihm nicht erzählt, wohin wir gehen. Vielleicht hätte das nur eine unbewußte Abwehrhaltung erzeugt. So fuhren wir los. Nur ein paar Kekse, eine Flasche Coca-Cola. Ich hatte den großen Treking Rucksack, Michail hatte einen kleinen. Klamotten, Schlafsäcke, Isomatten, Kamera, Messer. Ein Zelt sollte ich am Zielort von Kim bekommen. Söhne, die ihr Handy noch dabei hatten, mussten dies bei Kim abgeben.

Wir kamen pünktlich an und um vier Uhr ging es los. Jedes Vater-Sohn Paar erhielt ein Walky-Talky und eine GoogleMaps Karte. Ziemlich grob war darauf eine Strecke eingezeichnet, die unseren Zielort anzeigte. Eigentlich war es fast ein Rundkurs, aber jeder hatte eine andere Strecke dahin. Das Wetter war warm, obwohl wir auf fast 1000 Meter Höhe waren. Es lag noch eine Schneedecke. Wir waren zweieinhalb Stunden unterwegs und erlebten unterwegs noch ein kleines Abenteuer mit Wegelagerern. Aber wir kamen ans Ziel.

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Am nächsten Tag gingen alle gemeinsam auf eine Tour doch auch dabei hatten wir viele gute Vater-Sohn-Momente. Michail durfte seinen Mut beim Klettern am Heidenstein beweisen und mich anschließend allein mit einer Karte suchen (und finden). Dies war ein so schönes Gefühl, ihn dabei zu sehen, wie er seine Aufgaben mit Bravour meisterte.

Der dritte Tag war der Tag der Initiation und die Söhne erhielten ihre Langschwerter und legten einen Eid ab, ohne Furcht im Angesicht seiner Feinde zu sein, tapfer und aufrecht zu sein, stets die Wahrheit zu sprechen, die Wehrlosen zu beschützen und kein Unrecht zu tun.

Wir Männer hatten Zeit, unsere eigene Vater-Sohn Beziehung zu unserem Vater zu reflektieren. Vielleicht brauchen wir alle noch Heilung. Für mich war schön, dass so viele Männer Jesus in ihrem Leben haben und ihren Söhnen diesen Vater zeigen möchten.

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Die Söhne hatte Zeit, neue Freundschaften zu knüpfen, Zeit ohne Smartphone zu verbringen, ihre Väter neu zu erleben, von Gott unserem Vater zu hören und ein Männerbild zu kennenzulernen, das auf Wahrhaftigkeit und Ehre und Liebe beruht. Vor allem der Liebe zu unserem Herrn, der dieses Wochenende mitten unter uns war.