Ehre deinen Vater und deine Mutter

Wir zweifeln vielleicht daran, dass unser Leben ein gutes Leben ist. Ernsthaft. Immer wieder erlauben wir uns Zweifel an der Güte unseres Lebens, dass unser Leben wirklich ein gutes Leben ist. Woher stammen diese Zweifel? Wir haben da unterschiedliche Quellen: Unsere Eltern und unsere Familie, unser Körper, unsere Ehe und unsere Kinder (oder dem Fehlen von Kindern), Ereignisse in unserem Leben und in unserer Arbeit. Unser Tun. Der Kern unserer eigenen Identität liegt in unserer Familie und bei unseren Eltern im Speziellen.

Wenn wir an der Güte unseres Lebens zweifeln, können wir nicht dankbar für unser Leben sein.  

Danke für mein Leben. Danke, dass ich dieses Leben geschenkt bekommen habe. Normal, oder nicht? Was ist falsch an deinem oder an meinem Leben, dass du nicht dankbar sein kannst oder dass ich nicht dankbar sein kann? Ich denke, es ist wichtig, das heraus zu finden.

Wie ich schon sagte, ich glaube das Zentrum unserer Identität liegt in unserer Familie und in unseren Eltern begründet. Sie haben uns das Leben geschenkt. Gott hauchte uns das Leben ein. Ohne Gott wären wir nicht. Ohne unsere Eltern wären wir aber auch nicht. Wer sind wir, wenn wir nicht auch dankbar für unsere Eltern sind? Sind sie eventuell der Grund für unsere Undankbarkeit? Haben sie uns verletzt? Vermutlich ist es so. Eltern sind nicht perfekt. Sie waren auch Kinder ihrer Eltern und haben womöglich auch Verletzungen erlitten, die sie uns wie mit einem Stempel weitergeben haben. Denkst du, sie sind böse? Haben sie dich  wirklich so sehr verletzt, dass du sie nie wieder sehen willst, nie wieder mit ihnen sprechen willst? Du wünscht dir, sie würden nicht existieren? Du hasst sie, weil sie dir etwas angetan haben?

Hast du vielleicht schon selbst Kinder? Trotzdem du sie liebst, hast du ihnen weh getan, hast sie vielleicht sehr verletzt. Es ist ein unendliches Band der Verletzungen und des Schmerzes. Vielleicht hast du noch Großeltern. Sie magst du vielleicht sogar mehr, als du deine Eltern magst. Sie haben dich nicht verletzt, denn sie sind nicht deine Eltern aber sie haben ihre Kinder verletzt, deine Eltern. Trotzdem hast du vielleicht ein gutes Verhältnis zu deinen Großeltern. Sie konnten dir nie so weh tun, wie es deine Eltern konnten, aber sie hätten es getan, wären sie deine Eltern und du wirst es mit deinen Kindern tun, so wie es alle Eltern tun. Nicht exakt das Gleiche. Nicht genau die gleichen Verletzungen, aber wir geben das Un-Heil so weiter, wie wir es geerbt haben.

Kommen wir zu der Liebe, die Kinder ihren Eltern entgegen bringen dürfen. Eltern, die ihnen weh getan haben, die sie verletzt haben. Wie soll das gehen?

Das fünfte Gebot lautet: Ehre deinen Vater und deine Mutter, dann wirst du lange in dem Land leben, das ich, der Herr, dein Gott, dir gebe.
(‭2. Mose‬ ‭20‬:‭12‬ HFA)

Paulus merkt an, dass dieses Gebot mit einer Verheißung, einem Versprechen verbunden ist. Das Versprechen ist in den Wirklichkeiten der menschlichen Seele begründet. Eine lange und gesunde Existenz erfordert es, dass wir Gott dafür danken, wer wir sind und wir können nicht dafür dankbar sein, wer wir sind, wenn wir nicht auch für unsere Eltern dankbar sind, durch die wir in unser Leben gekommen sind. Sie sind Teil unserer Identität und sie abzuweisen und zornig gegen sie zu sein ist uns abzuweisen und zornig mit uns zu sein.

Wie durchbrechen wir diesen Kreis des Un-Heils? Wie lernen wir, dass dieses Versprechen, eines langen und guten Lebens, mit diesem Gebot verknüpft ist? Wollen wir Gott von ganzem Herzen, mit unserer ganzen Seele lieben, dann müssen wir anfangen unsere Eltern zu lieben und zu ehren. Das kann eine lange Arbeit sein, vielleicht wird sie auch nicht erfolgreich sein. Denn unser Heil-Sein ist auch mit dem Heil-Sein unserer Eltern verknüpft. Deren Heil-Sein ist mit dem Heil-Sein ihrer Eltern verknüpft. So viel wir es wollen, so viel wir uns auch bemühen, es gibt keine Garantie, dass wir den Schmerz verlieren werden.

Doch wenn wir es nicht versuchen, wenn wir unsere Eltern nicht ehren können, weil sie es nicht zulassen wollen oder nicht zulassen können, wird sich nie etwas ändern. Hier brauchen wir die Hilfe des Gebets, die Hilfe des Heiligen Geistes. Es ist notwendig für unser Heil-Sein, neben anderen Dingen, die wir auf dem Weg mit Jesus gehen müssen.