Ein Brief meines Sohnes

Ich hab echt lange auf einen Brief von dir, meinem Sohn gewartet. Heute kam er an. Überschrieben mit Lukas 19:10.

Ich freue mich sehr. Du gibst mir Hoffnung, dass du dich jetzt selbst kritisch siehst. Wie wunderbar, dass du Jesus erwähnst. Das ist ein guter Anfang. Nun bete ich dafür, dass du deine Fehler aufrichtig und ehrlich bereust und die Ursache für deine Situation reflektierst.

Du schreibst, deine Inhaftierung sei eine Chance, etwas zu ändern. Du willst nicht mehr mit der Angst und den Lügen leben. Du sprichst aber von der Angst, dass alles wieder falsch läuft. Oh, mein Sohn, wenn du Gottes Willen akzeptierst, läuft gar nichts schief. Es läuft aber besser, als wenn wir versuchen, unseren Willen durchzusetzen. Es kann alles schön werden, so wie Gott es für uns vorsieht. Aber wenn so ein schwerer Rucksack der Schuld uns drückt, dann nicht, weil wir keine Schuld auf uns geladen haben.

Lieber Sohn, bete weiter dafür, dass du es schaffst. Lege deine Schwachheit vor Jesus. Er verwandelt sie in Stärke. In Freude. Wenn dein Leidensweg noch dauert, freu dich, denn am Ende steht dein Sieg über Satan, den Herrn über deine Sucht. Werde schwach, damit er dich stark machen kann. Warum hat Satan so viel Macht?

Heroin ist die Droge, die einen komplett macht. Nicht wie Kokain, das einem einfach nur falsches Glück vortäuscht. Es ist sehr viel Leid nötig, um sein Leben als Süchtiger wieder neu auszurichten. Ob die jetzige und nähere Zeit genügend Gründe schenkt, deine Drogensucht beenden zu wollen, wird sich zeigen. Es ist Disziplin nötig. Es ist nötig, deine eigenen Gefühle auszuhalten. Gott mutet uns kein unmenschliches Leiden zu. Wir können es aushalten. Wir müssen es aushalten, sonst können wir nicht wachsen. Ich bete für dich, mein Sohn:

Gütiger Gott, du wunderbarer Schöpfer, du Seelentröster, du Helfer in der Not. Komm in das Leben meines Sohnes. Schenke ihm deinen Frieden. Schenke ihm den Wunsch, dich noch mehr kennenzulernen. In Jesu Namen. Amen.