Sohnbriefe 5

Lieber Sohn,

heute will ich dir auch mal einen Brief schreiben. Ich sitze vor dem Haus im Gärtle, Mama hat gerade Currywurst für uns gemacht (eine vollwertige Mahlzeit), wir haben gegessen, Michel und Micha schrubben die Terrasse.
Ein harmonisches Familienleben. Vorher kam dein Brief an Mama. By the way, sie ist fünfzig geworden. An ihrem Geburtstag kamen nacheinander ihre Gratulanten und es wurde ein kleines, schönes Fest. Gegen Ende saßen wir und die Nachbarn auf den Treppen und haben uns unsere chantalisierten Namen genannt und ausgetauscht. Diese Stunden sind einfach nur schön. Einfach. Ohne Eventcharakter. Kein Kick, sondern eine lange, immer schöner werdende Zeit. Natürlich haben wir auch an dich gedacht. Wie du fehlst. Mit dir wäre unsere Familie komplett. merkst du, wie ich mich danach sehne, eine komplette, heile Familie zu haben, in der auch du deinen Platz hättest? Ein würdiger Sohn, ein Erbe?

Jetzt wo du bald 21 Jahre alt wirst, ein junger Mann, der sich seiner Verantwortung bewußt sein sollte. Die Kindheit ist lange vorbei. Deine Jugend blüht noch ein paar Jahre, aber du wirst richtig erwachsen. Du wirst immer mein Kind bleiben, auch wenn du 50 bist und ich vielleicht 80 oder so. Deine Sicht auf mich wird sich verändern. Du wirst dein Leben in die Hand nehmen (müssen) und wirst Mann sein und ich , dein Vater, werde einfach nur älter sein und reifer sein. Hoffentlich! Wie wird das sein? Wirst du weiter deinen Anti-Film fahren oder wirst du endlich erkennen, wer du bist? Wirst du dich entscheiden, ein Leben ohne Kriminalität (und am Besten ohne Drogen) zu führen? Oder wirst du weiter abrutschen in ein Leben, das andere für dich bestimmen, weil du es nicht kannst?

Ich kann wohl am Besten verstehen, in was für einer Situation du dich gerade befindest. Dein Leben, das auf Lügen aufgebaut ist, an die du am Ende sogar selbst glaubst.

Wahrhaftigkeit, Ehre, Liebe: Alles hängt von der Entscheidung ab, nicht mehr zu lügen und ein Leben ohne Lüge zu leben. Die Lüge ist von Satan. Ein Leben mit der Lüge ist ein Leben ohne Gott und ein Leben mit der Lüge wird dich ins Elend stürzen und die Menschen, die werden sich von dir abwenden. Einsamkeit, Verzweiflung wird das Leben sein. Keine Hoffnung. Klingt drastisch. Ist es auch. Zwar werde ich dein vater sein, wir deine Eltern und deine Familie, aber du wirst dich von uns abwenden, denn im Heil kann die Lüge nicht sein, sondern nur im Unheil.

Auch unser Leben war von Lüge und Betrug geprägt. Wir lebten mitten in dieser Scheiße aus Verzweiflung, Not und Elend und unsere Familie wäre fast zerbrochen. Auch wir hatten immer die Hoffnung auf ein gutes Leben. Wir sahen selbst, wie krank und sinnlos das alles war. Wir wollten raus und schafften es immer und immer wieder nicht. Versagen war unser zweiter Vorname.

Und doch haben wir es geschafft. Nein, das ist nur zum Teil richtig. Später mehr. Ein Grund warst du. Zweifle nie an unserer Liebe zu dir. Du warst der Grund, nicht noch tiefer abzusteigen, zu verkacken. Für dich haben wir weltliche Hilfe in Anspruch genommen. Das war die Zeit, als wir Therapie gemacht haben. Unser Wollen war da, du warst unser Grund und trotzdem haben wir versagt. Ich flog aus der Therapie (auch Lügen, Selbstbetrug) und Mama flog später aus der Nachsorge. Wir haben einfach noch nicht den Wert der Wahrheit verstanden, haben uns immer unsere Ausflüchte gesucht, uns noch nicht wirklich für das Licht entschieden.

Wir bekamen Hilfe, aber unser Leben war auf auf weltlichen Grundlagen aufgebaut: Wir müssen uns selbst helfen. Es liegt an uns, ob wir es schaffen. Aber das war ein Irrtum. Niemand hat uns helfen können und immer wieder machten wir die gleichen und immer gleichen Fehler. Wir konnten uns nicht helfen und uns nicht retten. Unsere Schuld lastete auf unseren Leben, obwohl wir noch gar nicht wußten, was Schuld ist. Niemand konnte diese Schuld von uns nehmen. Am wenigsten wir selbst. Unser Versagen, unsere Schuld drückte uns immer wieder zurück in den Dreck. Diese Last ist einfach zu groß. Immer und immer wieder versuchten wir, diesem Druck auszuweichen und was lag näher, als uns Drogen reinzupfeifen. Das Ergbnis war wieder Lügen und neue Schuld! Der leichte Weg ist für Süchtige (und du bist auch einer!) Drogen zu konsumieren und wenigstens diesen Kick, dieses warme Bad für Minuten, für ein paar Stunden zu haben und um uns halbwegs heil zu fühlen.

Aber alles ist Fake! Das Geld ist weg. Hier was leihen. Da was abzocken. Was für ein beschissener Kreislauf. Und neue Schuld. Die Rechnungen wandern ungeöffnet in die Schubladen. Noch mehr Last, die dich in die Scheiße drückt. Unterwerfung ist das! Keine Freiheit! Satan, das Böse freut sich. Gott ist traurig. Er möchte seine Kinder frei haben. Befreiung von allen Zwängen ist das, was ER sich für uns wünscht.

Wer will deine Freiheit? Du. Ich und Mama. Aber die Welt? Gewiß nicht! Gerade jetzt, da, wo du bist, müsste deine Erkenntnis so klar sein, wie nur denkbar: Deine Unfreiheit ist nicht mehr zu leugnen!  Aber glaubst du, die Menschen da draussen sind frei? Wirklich frei? Ich habe mich schon sehr befreit. Von Drogen. Von vielen Dingen, vor allem von Meinungen anderer Menschen über mich. Und trotzdem bin ich nicht frei! Ich habe Schulden bei der Bank für unsere Immobilien. Ich muss mitspielen in diesem System. Aber selbst die Leute, die keine Immobilien haben, sind nicht frei. Unsere Freunde vom Bahnhof sind oft Alkoholiker oder stehen unter anderen Zwängen. Ganz sicher haben sie in dieser Welt, wo das Geld es möglich macht, sich freier zu bewegen, versagt. Prekäre Arbeitsverhältnisse, Mietschulden, Leben ohne Strom, den sie abgestellt haben. Unterhaltsschulden. So lange man seine Rechnungen bezahlen kann, geht das Leben seinen Gang. Einen schweren Gang. Es sind Sehnsüchte, die in den Menschen rumoren. Wenn es keine stoffgebundene Sucht ist, könnte man sogar denken, man wäre frei.

Kleiner Berg 4

Die meisten Menschen unterliegen aber dem Irrtum, dem Wahn, dass sie denken, ihre Gefühle müssen von anderen Menschen befriedigt werden. Ihre Gefühle sind es, die sie in Knechtschaft leben lassen. Auch Mama und ich haben jahrelang geglaubt, dass der andere unser Glück ermöglichen muss. Aber das kann niemand. Jedenfalls kein Mensch. Alles, was wir glauben, wird uns von der Industrie eingepflanzt, von Verkäufern als Bedürfnis deklariert. Und wir agieren wie Zombies.

Du hast das gar nicht mitbekommen. Gibts nur hier. Ich meine das neue Spiel Pokemon Go. Es ist krass, zu sehen, wie die Leute mit ihrem Smartphone durch die Strassen laufen und Pokemons mit Pokemonbällen fangen. In wenigen Stunden wurden in Deutschland 10 Millionen Downloads registriert und alle, die das jetzt haben, laufen seit Tagen wie Zoombies durch die Strassen. Die Industrie hat sie sich einverleibt. Die Gedanken und die Wege wurden vorgegeben und keiner denkt darüber nach. Nur ein Beispiel…..

Wir sind nicht frei. Und dein Wunsch, jetzt hier zu sein, draussen, würde dich nicht frei machen. Du würdest dich freiwillig wieder in eine Abhängigkeit begeben, dich bereitwillig unterwerfen. Ohne Mauern, aber du wärst nicht frei.

Also wir sind nicht frei, du nicht frei, niemand frei? Was soll also der ganze Scheiß? Alles sinnlos? Ich sage dir jetzt was. Jesus macht dich frei. Und sogar jetzt, da wo du bist, in Unfreiheit, wärst du frei. Ein altes Lied aus der Revolutionszeit heißt: Die Gedanken sind frei. Das stimmt aber nur, wenn du dich von Jesus zur Freiheit berufen lässt. ER sagt: Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht. Das ist kein Widerspruch. Jesus verändert deine Gedanken, deine Gefühle, deine Seele und befreit sie von allen Lasten. Du kannst deine Last abgeben und aufrecht laufen und das Joch ist leicht und sanft. Heißt: Du trägst keine Schuld. ER trägt sie.

Pilgern 19

Ich laufe wieder. Bin jetzt in drei Wochen 100 km gelaufen oder so. Immer eine Stunde 10 Minuten. Auf meiner Strecke kann ich beten. Ich bete dafür, dass ER euch alle, dich und deine Brüder, meinen Vater, meine Mutter, Mamas Vater und Mutter und viele andere, die ich ins Gebet einschließe, frei macht. Euch nahe ist. SEINE Liebe spürbar macht. ER ist bei uns (alle Tage bis ans Ende der Welt). Doch woher sollt ihr von ihm wissen? Euch sagt es keiner. Darum mache ich das. Lass dir ein Neues Testament kommen oder eine Bibel. Auch im Alten Testament sind viele Stellen,  die Gott offenbaren, das Wesen Gottes. Er ist der Vater. Für mich ist die Bibel das lebendige Wort. Seine Liebe, sein Heilsplan sind niedergeschrieben. Doch die Menschen wollen es nicht wissen. Andere Menschen gehen für diese Bibel, das lebendige Wort Gottes ins Gefängnis, werden gefoltert und umgebracht. Hier sagt man einfach, ihr seid verbohrt, fundamentalistisch. In Deutschland und Europa wird man im besten Fall belächelt. Es gibt viele Zeugnisse von Menschen im Gefängnis, ja sogar in der Todeszelle, die durch die Bibel frei wurden. Hinter hohen Gefängnismauern.

Die Psalmen Davids, der deine eineinhalb Jahre Flucht vor über 2000 Jahren selbst erlebt hat, er gejagt wurde, Paulus und Petrus, die für ihren Glauben ins Gefängnis gingen und getötet wurden, Jesaja, der zersägt wurde. Sie alle haben die Geschichte deiner Freiheit geschrieben: Du musst sie nur lesen. Du musst einfach nur sagen, Herr Jesus komm und trage meine Last mit mir. Ich folge DIR nach. So wie Mama und ich ihm nachfolgen. ER hat dich schon vorbereitet. Ich weiß es!

Vorgestern war Mamas Freudenfest im Freudenhaus. Es kamen über 80 Leute. Silent Revolution hat gespielt, Mareike auch, Uli und sogar ich habe auf der E-Gitarre ein Stück von Leonard Cohen gespielt: „If it be your will“. Wenn es DEIN Wille ist. Deine Brüder waren alle da. So viele Freunde, so viele Menschen, die deine Mama Ehre gemacht haben. Ich denke, sie haben das Fest genossen, denn es war ein Fest zur Ehre des Herrn. Gutes Essen. Gute Musik. Tanzen. Ich habe an dich gedacht. Ich werde weiter an dich denken und werde deine Schönheit, die innere und äußere Schönheit loben.

Ich weiß, du willst heimkommen. So komm doch!

In tiefer Liebe

Dein Vater